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256 Route 22. SAMOS. Von Smyrna nachK. Deutsch. Archäol. Instituts zu Athen, 1900); der Hauptinhalt
stammt aus dem Gebiet der alten Hauptstadt Samos (S. 257).

Samos wurde sehr früh von den Ioniern in Besitz genommen und
war ein Stützpunkt für die Eroberung der gegenüberliegenden Küste (S. 206)
und ein Ausgangspunkt zahlreicher Kolonien. Die höchste politische Macht
erreichte die Insel in der zweiten Hälfte des VI. Jahrh., nachdem Polykrates
zuerst in Gemeinschaft mit zwei Brüdern, dann allein sich der Tyrannis
bemächtigt hatte (um 530). Rücksichtslose Züge gegen die Inseln und die
Küste, ausgedehnte Handelsbeziehungen (z. B. zu Ägypten, mit dessen
König Amasis ein Bündnis geschlossen wurde, s. S. 257), kluge Politik und
gute Regierung im Innern verschafften ihm bedeutende Macht und glänzende
Stellung. Wie andere Tyrannen seiner Zeit begann er großartige Bauten
und förderte die Kunst (S. 257). Der Philosoph Pythagoras wurde auf Samos
geboren. Nachdem Polykrates trotz seines Bündnisses mit den Persern (525)
von dem Satrapen Oroites elend hingerichtet war (um 522, S. 219), herrschten
unter persischer Oberhoheit sein Bruder Syloson, dann andere Tyrannen.
Über die langen Streitigkeiten mit Priene wegen des festländischen Besitzes
s. S. 224. Die Insel nahm am ionischen Aufstande teil und wurde ebenfalls
befreit. Sie war ein bevorzugtes Mitglied des ersten attischen Seebundes, bis
sie nach einem Aufstande (440) durch Perikles Athen unterworfen wurde und
dessen Flotte bis zum Ende des Peloponnesischen Krieges als Stützpunkt
diente. Dann herrschte spartanischer, athenischer und persischer Einfluß.
Vom zweiten Seebunde hielt sich Samos fern; 365 wurde es von Athen
kolonisiert. Die Geschichte der Insel in der Zeit nach Alexander d. Gr.
ist noch in vieler Hinsicht dunkel. Zu den Römern stellte sie sich zuerst
feindlich und wurde im Jahre 84 der Provinz Asia angegliedert. 62 war
Q. Cicero Prätor, 32 saugte Antonius sie aus. Erst Augustus und Tiberius
gaben ihr die Freiheit (17 n. Chr.). Unter Vespasian verlor sie sie wieder
für längere Zeit. Byzantiner, Araber (seit 824), Venezianer und Genuesen
haben sie später besessen; genaue Nachrichten hierüber fehlen. Die Türken
haben sie früher geplündert, aber erst im XVI. Jahrhundert erobert. Im
neugriechischen Befreiungskriege hat sie alle Wiedereroberungsversuche
tapfer abgewehrt, erhielt aber durch das Londoner Protokoll (1832) nicht
die Vereinigung mit Griechenland, sondern wurde ein der Pforte tributäres
Fürstentum, das in der Flagge (rot-blau) das griechische Kreuz führt. Der
Fürst wird vom Sultan ernannt, muß Christ sein und kann von dem Rate
(Boulē), der von 40 aus allgemeinen Wahlen hervorgegangenen Abgeord-
neten
gebildet wird, abgesetzt werden, wenn er sich bei den ängstlich über
ihre Freiheit wachenden Samioten mißliebig gemacht hat.

Der Ausflug von Wathy nach dem alten Samos, jetzt
Tigani, an der Südküste der Insel, läßt sich schon in einem Tage,
bequemer in zweien ausführen. Ein näherer, teilweise etwas be-
schwerlicher
Pfad führt nach S. direkt zur O.-Seite von Tigani (vgl.
den Plan). Die weitere, gut angelegte, aber jetzt vernachlässigte
und nur für Pferde gangbare Straße führt über Chora in knapp 3 St.
an die W.-Seite des Ortes. Sie steigt in vielen Windungen von der
Nordküste in ¾ St. westl. zur Sattelhöhe hinan (prächtige Rückblicke
auf Stadt und Meer). Oben weiter schöner *Blick über die Insel
und die Mykale (S. 222), die nur durch eine 1900m breite Meerenge
von Samos getrennt ist. In weiteren ¾ St. erreicht man zwischen
Weinfeldern, dann durch ein langes Tal mit Kiefern und Ölbäumen
das Dorf Mytilini, dessen Wohlstand durch die Reblaus (Phylloxera)
in kurzer Zeit vernichtet wurde. Nördl. vom Dorf und auch sonst
auf der Insel im Schiefer und Kalkstein sehr zahlreiche und seltene
Versteinerungen vorsintflutlicher Tiere, nach denen schon mehrfach
gegraben wurde. ¾ St. südl. dann Chora, die frühere Hauptstadt